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In den 1950er- und 1960er-Jahren findet der Ausbau der August Thyssen-Hütte AG zu einem Stahlkonzern statt. 1954/55 konzentriert sich die August Thyssen-Hütte AG zunächst auf Erwerbungen aus den vertikal vorgelagerten Bereichen Bergbau sowie Steine und Erden, um ihre Rohstoffbasis zurückzuerlangen. Der anschließende horizontale Ausbau der August Thyssen-Hütte AG durch Übernahme der Aktienmehrheit an der Niederrheinischen Hütte AG (1956), der Deutsche Edelstahlwerke AG (1957), der Phoenix-Rheinrohr AG Vereinigte Hütten- und Röhrenwerke (1964) und der Hüttenwerk Oberhausen AG (1968) dient der Diversifizierung. Ihre Produktpalette umfasst Profil- und Flacherzeugnisse in allen Qualitäten bis zum hochlegierten Edelstahl; durch gegenseitige Abstimmung der Produktionsprogramme werden Rationalisierungsgewinne möglich. Parallel dazu findet eine rasche Vergrößerung der als optimal erachteten Hüttenwerkseinheiten statt. Mitte der 1960er-Jahre ist die August Thyssen-Hütte AG der größte europäische Rohstahlerzeuger und steht mit seiner Stahlproduktion weltweit an fünfter Stelle. Ergänzend zur horizontalen Diversifizierung findet seit 1960 die Angliederung einer Handelsorganisation, der Handelsunion AG, seit 1969 Thyssen Handelsunion AG, statt. In den folgenden Jahrzehnten wandelt sich die Thyssen Handelsunion AG vom ausschließlichen Stahlhandelsunternehmen zu einem vielseitigen Dienstleister, der sich Mitte der 1990er-Jahre auf die Kerngeschäftsfelder Werkstoffe, Industrie- und Gebäudeservice sowie Projektmanagement konzentriert. In der Endphase der horizontalen Diversifizierung kommt es bei der August Thyssen-Hütte AG zur Spezialisierung durch Kooperation. 1969 vereinbaren Mannesmann AG und August Thyssen-Hütte AG eine Arbeitsteilung, die sich mit der Kurzformel "Röhren zu Mannesmann, Walzstahl zu Thyssen" umreißen lässt.
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