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Die Arbeit entstand 2008 im Rahmen des Festivals Nuit Blanche in Toronto. Der Event selbst dauerte nur 12 Stunden. Mir wurde gesagt, die geplante Installation müsse auf einem Parkplatz in Liberty Village aufgebaut werden. Ich hatte noch nie davon gehört. Dann wurde mir aber klar, dass es sich um eine Gegend handelte, die gentrifiziert worden war. Man hatte sie einfach umbenannt. Mich interessierte, wie das funktioniert und wie durch die Gentrifizierung die ursprünglichen Bewohner und gewachsene Gemeinschaften vertrieben werden. Mit meiner Installation spielte ich auf Habitat an, einen utopischen Wohnhauskomplex, den der Architekt Moshe Safdie für die Weltausstellung Expo 67 in Montreal gebaut hat. Der Komplex war für jedermann gedacht, jenseits von Rassen-, Klassen- oder Geschlechtergrenzen. Doch letztendlich wurde er aufgrund der hohen Arbeitskosten viel zu teurer. Der utopische Ansatz von Habitat wurde durch das Kapital zunichte gemacht. Ich schuf in Anlehnung an dieses Projekt eine 12 Meter hohe, temporäre Installation aus gestapelten Containern, die für nur 12 Stunden stehenblieb. Die Formen der Container ähnelten den architektonischen Modulen von Habitat und funkten ihr S.O.S. in Form von Morsezeichen in die Stadt. Zum Zeitpunkt des Festivals war die ökonomische Krise in den USA und Kanada auf ihrem Höhepunkt und in beiden Ländern standen Wahlen an. Nordamerika sah sehr unsicheren Zeiten entgegen. Der Frachtcontainer hat viele Bedeutungen, mit ihm werden Waren und manchmal auch Menschen. In Kanada importieren wir viel mehr, als wir exportieren und so entstehen diese gigantischen Containerfriedhöfe, die leer stehenden Städten ähneln. Einmal wollte das kanadische Olympia-Komitee das Dorf für die Spiele in Vancouver aus diesen Containern bauen, aber das Projekt wurde nie realisiert. Ich habe auch in Kopenhagen und Korea Menschen in Wohnkomplexen gesehenen, die aus Containern gebaut sind. Ich mag es, dass der Container als Objekt die Vorstellung von Zuhause gleich auf mehrfache Weise in Frage stellt oder erweitert.
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