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Die Stiftung Kreisau wurde im Rahmen des deutsch-polnischen Versöhnungsprozesses gegründet, um die europäische Verständigung zu fördern. Während des Zweiten Weltkrieges versammelte sich auf dem niederschlesischen Gut der Familie von Moltke eine Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus, die später „Kreisauer Kreis“ genannt wurde. Unter Einsatz ihres Lebens entwickelten diese Frauen und Männer Pläne für eine demokratische, auf christlich-moralischen Werten aufbauende Erneuerung Deutschlands und Europas. An diese Erfahrung knüpfte ein Teil der der Oppositionellen in Polen und in der DDR an, deren Widerstand gegen die kommunistische Diktatur auch in einem unabhängigen deutsch-polnischen Dialog seinen Ausdruck fand. Die Vordenker der Stiftung – einige Menschen aus Polen, der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, aus Amerika und den Niederlanden – wollten dieses geistige Erbe aufgreifen und in Kreisau einen Ort der Begegnung schaffen. Auch deswegen konnte hier am 12. November 1989 die deutsch-polnische Versöhnungsmesse unter Beteiligung der Regierungschefs Tadeusz Mazowiecki und Helmut Kohl fast zeitgleich mit dem Fall der Berliner Mauer stattfinden. Durch das Erbe der Versöhnung und des Widerstandes wird Kreisau in doppelter Hinsicht zum Symbol der europäischen Verständigung.
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