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Der Mincal 523 ist ein aus heutiger Sicht recht exotischer Rechner. Allein schon die Wortlänge von 19 Bits ist ungewöhnlich, jedoch ist zu berücksichtigen, daß der Rechner als Prozeßrechner konzipiert wurde, und das Verarbeiten von BCD-Werten üblich war. Von den 19 Bits ist das oberste das Vorzeichenbit, so daß mit den verbleibenden 18 Bits 4½ BCD-Ziffern dargestellt werden können (von 0 bis +/-39999). Das Außergewöhnliche an diesem Rechner zeigte sich uns erst nach und nach während des Reverse-Engineerings (es war praktisch keine Dokumentation vorhanden, und alle Schaltpläne mußten selbst erstellt werden). Die CPU selbst ist recht einfach aufgebaut. Der Rechner besteht aus vielen Platinen mit niedrig integrierten TTL-ICs, wovon drei die eigentliche Steuerung bilden, eine die ALU beherbergt und sechs die Hardwareregister A-F. Der Rest steuert die Interrupt- und Ebenenlogik, als auch den E/A-Teil. Trotzdem ist der Rechner von den Möglichkeiten sehr leistungsfähig (aber nicht sonderlich schnell). Ermöglicht wird dies durch die Mikroprogrammierung, die einen Haufen Hardwareaufwand einspart auf Kosten der Geschwindigkeit. Das Besondere hieran wiederum ist, daß das Mikroprogramm im normalen Adreßraum des Rechners liegt. Es ist in Form von Folien-ROMs (s. weiter unten) gebaut und wird automatisch bei einem Instruction Fetch angesprochen. Der Opcode des Maschinen-Befehlswortes bildet dabei die Zieladresse innerhalb des Mikroprogramm-ROMs. Es ist aber auch möglich, eigene Mikroprogramm-Routinen zu schreiben und sie im Kernspeicher abzulegen. Es gibt einen Maschinenbefehl, der eine Mikroprogramm-Routine aus dem Kernspeicher ausführt und danach mit dem ROM weitermacht.
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