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Seit seinem ersten Kurzfilm «Lucas the Ear of Corn» von 1977 ist Bill Plympton aus der freien Animationsfilmszene nicht mehr wegzudenken. Die Filme des Amerikaners wurden fortan an Animationsfilmfestivals rund um den Erdball mit Preisen ausgezeichnet. Plympton versteht seine Kunst als Antipode zum Mainstream kommerzieller Filmproduktion, was ihm thematisch wie formal viele Freiheiten ermöglicht. Seine Filme sind klassische Autorenarbeiten, jede der handgezeichneten Sequenzen trägt den ganz persönlichen Ausdruck Plimptons. Formal zeichnet sich Plymptons Stil durch starke Verzerrungen aus: Seine Figuren sind ausdrucksstarke Karikaturen, seine Räume haben unheimliche Fluchten und überzeichnete Perspektiven. Seine Masslosigkeit beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Darstellung – auch seine Geschichten sind davon durchtränkt. In Cheatin’ treffen Ella und Jack aufeinander und verfallen gegenseitig in heisser Leidenschaft und Begierde. Ella wird jedoch in eine Falle gelockt, und Jack werden Fotos von ihr mit – vermeintlichen – anderen Liebhabern zugespielt. Nun verwandelt sich die unbändige Leidenschaft in gnadenlose Eifersucht, die visuell und narrativ exorbitant zelebriert wird: Jack wird von Verzweiflung schier zerrissen, er schlägt zurück indem er Ella tausendfach betrügt, und diese kämpft nicht minder verzweifelt, um ihren Helden zurückzugewinnen. Mit emotionalen Superlativen geizt Plympton in «Cheatin’» nicht, er geniesst jedoch sichtlich auch die Groteske und alle Arten der Übertreibung. Die Verwandlungen, die von anderen Plympton-Filmen bekannt sind, beziehen sich hier auf die unterschiedlichen Gefühlszustände, in welche seine Figuren verfallen, und welche ihr Handeln und ihre Gestalt gleichermassen formen. (as)
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