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Mit dem Blp eroberte Artschwager gänzlich neue Territorien für die Kunst. Wie mit einem Ausrufezeichen markieren die kapselförmigen, meist schwarzen Blps die unwahrscheinlichsten Stellen und erklären den gesamten sozialen Raum zum Wahrnehmungsraum und möglichen Kontext der Kunst. Das Wort "Blip", von Artschwager seines Vokals beraubt, bezeichnet jenen Signalpunkt auf einem Radarschirm, der die Ortung eines gesuchten Gegenstandes anzeigt. Ohne den Gegenstand selbst sichtbar zu machen, gibt es einen konkreten Hinweis auf dessen Existenz und Position. Dem Radarsignal ähnlich funktioniert das Blp als abstraktes Zeichen im realen Raum, das zugleich auf sich selbst und den Kontext, in dem es steht, hinweist. Der historischen Vorstellung von der Monade als kleinstem Partikel verwandt, ist das Blp eine einfache, unteilbare, äußeren Einflüssen unzugängliche Gestalt. (10) Während es selbst unverändert bleibt, verändert es durch seine Anwesenheit unsere Wahrnehmung des Kontextes. Rasch eroberte das Blp über Galeriewände und Fenster hinaus den öffentlichen Raum. Mal erscheint es zusammen mit anderen Graffiti auf eine Mauer gesprayt, mal wie ein Markenzeichen oder Emblem, das auf Artschwagers Anwesenheit an Orten wie dem Metropolitan Museum in New York verweist. Oder es taucht gemäß Artschwagers Maxime "kein Winkel entzieht sich dem Blick" (11) hoch oben am Schornstein eines Kraftwerkes in Lower Manhattan auf. Als wahrnehmungsorientierte Bezugspunkte lenken die Blps die Aufmerksamkeit scheinbar beiläufig von sich auf ihre Umgebung und erweitern unversehens unser Blickfeld. Durch den diskreten Eingriff in die Realität schärft das Blp unsere Wahrnehmung für den uns umgebenden Raum. Unbewusstes Sehen wird zu bewusstem Wahrnehmen.
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