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Als er im Alter von 14 Jahren, um seinem verehrten Dessauer Lehrer zu folgen, nach Berlin einreist, kontrollieren ihn auch jüdische Gemeindevertreter. Sie haben, auf Befehl der Obrigkeit, am Zuzug von Hungerleidern wenig Interesse. In Preußens Residenzstadt entwickelt sich der bettelarme Autodidakt zur Vermittler-Gestalt eines intellektuellen Netzwerkes. Er eignet sich alte und neue Sprachen des Abendlandes an, das Hochdeutsche und den europäischen Bildungskanon; was Konflikte mit den Rabbinern provoziert, die auf kulturelle Abgrenzung setzen. Sein Aufenthaltsstatus verbessert sich durch eine Hauslehrer-Stelle beim Textilfabrikanten Isaak Bernhard, in dessen Firma er bald als Buchhalter wirkt, zum Geschäftsführer, schließlich zum Teilhaber, zum Eigentümer aufrückt. Durch den ungeliebten Brotberuf sichert Moses Mendelssohn – diesen bürgerlichen Namen nimmt der Selfmade-Gelehrte an – sich selbst den Aufenthaltsstatus und seiner Familie den Lebensunterhalt.
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