|
Außer Albert Heta gab es keine/n KünstlerIn im Kosovo, der/die sich mit dem Thema des öffentlichen Raums beschäftigte oder Arbeiten in öffentlichen Räumen verwirklichte. Hetas Intervention in Pristina, in der die Reklamefläche von British Airways, die mit «Es ist Besuchszeit» warb, mit einem Flugblatt beklebt wurde, das «Kein Visa erforderlich» dazusetzte, ist möglicherweise das beste Beispiel für eine Arbeit im öffentlichen Raum. Diese Arbeit greift das Visaregime und die aggressive Werbekampagne von British Airways, in deren Anzeigen die Kosovo-AlbanerInnen nicht einmal als mögliche KundInnen berücksichtigt werden, direkt an. Die Arbeit hinterfragt internationale (NATO, UNO und ausländische NGOs) ökonomische Politiken im Kosovo und spricht auch das Problem der Isolierung des Kosovo an. Um es in freundlicherer Weise auszudrücken, ist die Arbeit eines der seltenen Experimente, die die Verschwiegenheit und das Schweigen der Kosovo-AlbanerInnen durchbricht. Aber das Schweigen, das Hetas Arbeit bricht, ist kein Schweigen, das viele Leute im Kosovo betrifft, denn selbst wenn kein Visa erforderlich wäre, um nach London zu reisen, besteht die wirkliche Frage darin, wie viele KosovarInnen sich so einen Ausflug tatsächlich leisten können. Heta ist, wie viele andere KünstlerInnen im Kosovo, nicht an der dunklen Seite der ökonomischen Politiken des Kosovo interessiert. Ihre Anliegen beziehen sich mehr auf die internationale Anerkennung des Kosovo als unabhängigen, europäischen, liberalen und kapitalistischen Staates. In keinem Kunstwerk lässt sich ein Hinweis auf die 75 Prozent der KosovarInnen entdecken, die arbeitslos sind und unter der Armutsgrenze leben. Noch einmal, das wirkliche Problem wird durch die Verschwiegenheit zum Verstummen gebracht. Für zeitgenössische KünstlerInnen im Kosovo ist das Problem noch immer dasselbe wie für die MalerInnen in den Siebzigern und Achtzigern: Das Hauptthema ist die nationale und offizielle (staatliche) Repräsentation. Und es ist allgemein bekannt, dass es es für Armut und arme Leute keinen Platz in der offiziellen Repräsentation des Staates gibt.
|