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Handel an sich ist weder gut noch schlecht. Wie er sich auswirkt, hängt aber von der konkreten Ausgestaltung der Handelspolitik ab, so Marzia Fontana, University of London (SOAS). Sofern nicht auf private AnbieterInnen im Sozial- Pflege-, und Gesundheitswesen zurückgegriffen werden kann, führt die häufig damit verbundene Liberalisierung öffentlicher Dienstleistungen in Hochlohnländern dazu, dass auf Grund stereotyper Rollenzuschreibungen vor allem Frauen diese stattdessen übernehmen müssen. Darauf aufbauend betont Gea Meijers von WIDE+, dass geschlechtsspezifische Dimensionen von Handelspolitik nicht nur in Bezug auf Unternehmerinnen oder KMUs unter weiblicher Führung diskutiert werden dürfen. Handelsabkommen führen in Niedriglohnländern vielfach gerade in Exportbranchen, die wenig Qualifikationen erfordern, zu einer Feminisierung der Beschäftigung, die allzu oft mit weniger Gehalt, längerer Arbeitszeit und Ausbeutung verbunden ist. Gerade in Ländern des Globalen Südens sind, wie Mariama Williams vom Think Tank South Centre erläutert, sehr viele Frauen in kleineren landwirtschaftlichen Betrieben tätig. Wenn diese ihre Wettbewerbsfähigkeit auf Grund von Abkommen mit der EU und der darauffolgenden Handelsliberalisierung verlieren, sind besonders weibliche Arbeitnehmerinnen davon betroffen.
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