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Paris 1941: Zwei Eiffeltürme ragen in den Himmel, zwischen ihnen hindurch gleitet, schwarz dampfend, eine Drahtseilbahn. Die Skyline wird geprägt von Schornsteinen, die Rauchgase der ganzen Graupalette von weiss bis schwarz in die Luft entlassen. Unter dem Dunst liegt die Stadt, monoton und menschenleer. Diese bildgewaltige Parallelwelt entwerfen Franck Ekinci und Christian Desmares in ihrer neuen Produktion «Avril et le monde truqué». Sechs Jahre hat die Umsetzung des Films gedauert, der auf den Bildern der französischen Zeichner-Legende Jacques Tardi basiert und dieses Jahr am Internationalen Animationsfilmfestival in Annecy bereits den Preis für den besten Langfilm gewonnen hat. Die französischen Filmemacher schreiben darin die Geschichte um: Paris wird vom Sohn von Napoleon III regiert, die beiden Weltkriege sind nie ausgebrochen. Stattdessen sind Land und Leute, abhängig von Kohle und in der Frühzeit der Industrialisierung stehen geblieben. Schuld am Stillstand ist die Regierung, die sämtliche Wissenschaftler ihrer Zeit auf mysteriöse Art und Weise verschwinden lässt. Steampunk ist in dieser Welt Realität, nicht Nostalgie: Die Gesellschaft muss mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen des vorangehenden Jahrhunderts Vorlieb nehmen. Wie es um diese Gesellschaft steht interessiert auch die junge Avril (gesprochen von Marion Cotillard), die als Tochter zweier Wissenschaftler zur Waise wurde. Während sie die Forschung ihrer Eltern fortführt, erfährt sie, dass diese noch am Leben sind. Gemeinsam mit ihrer geschwätzigen Katze Darwin und dem Schlitzohr Julius und verfolgt von einem besonders ehrgeizigen Gendarmen macht sie sich auf die abenteuerliche Suche nach den Eltern und wird mit immer neuen Herausforderungen einer vom Staat manipulierten Welt konfrontiert. (db)
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