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Wenn man das oberste Prinzip des Videoaktivismus nimmt, so hat das Vorhaben, jene, die gewöhnlich BetrachterInnen sind, in die Herstellung eines Videos zu integrieren, die Tendenz, sich vor allem auf den Produktionsprozess anstatt auf das Werk zu konzentrieren. Die Bedeutung des Zeigens von Perspektiven und Stimmen, die sonst nicht gehört werden, soll hier nicht heruntergespielt werden. Doch was oft im Videoaktivismus verloren geht, ist die ästhetische Dimension. In aktivistischen Zirkeln spricht niemand über das Kunstwerk oder über Ästhetik, da diese Diskussionen als elitistisch abgetan werden. Der Begriff der „Kunst“ ist in jedem anderen als einem situationistischen Sinn –der Freisetzung der kreativen Energien, die alle besitzen, aber durch die Routine und Fadesse des Alltags unterdrückt wurden – zu einer Peinlichkeit geworden. Kunst ist aber auch etwas anderes. Sie ist ein Akt der Kommunikation und anders als andere Formen von Kommunikation (ein politisches Manifest, philosophischer Essay oder eine Nachrichtensendung) kommuniziert sie Eigenschaften und Affekte, die über konzeptuelle Entwürfe hinausgehen. Kunst hat die Kraft, nicht durch Auseinandersetzung, eindeutige Information oder agitatorische Propaganda herauszufordern, sondern durch etwas Anderes, das wir noch immer nicht wirklich definieren können. Sie bringt die Leute dazu, anders zu denken und wahrzunehmen, eher Fragen zu stellen, als eine fertige Antwort zu akzeptieren.
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