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Sämtliche seiner figurativen Skulpturen beginnen nun so auszusehen, als ob sie auf eine Seele oder im Falle der Gruppen auf einen Kollektivgeist warten. Zugleich macht das Unbehagen, das angesichts von Althamers Beharren auf Spiritualität aufkommen mag, auch die Seelenlosigkeit und Zombiehaftigkeit der Gegenwartskunst und ihrer Diskurse spürbar. Anders ausgedrückt: Althamers Ansatz wirft die Frage auf, ob der einzig vorherrschende Geist wirklich der Neue Geist des Kapitalismus ist, wie ihn die Soziologen Luc Boltanski und Eve Chiapello nennen eine Art religiöser Glaube an die Lehren des freien Marktes, zu denen auch gehört, dass Profit zum Zwecke der reinen Selbstbereicherung ganz logisch ist. In Polen wetteifert dieser Geist deutlich mit einem anderen dominanten, durch die katholische Kirche geprägten Geist. (Wenn organisierte Religionen heute Zulauf und Einkünfte haben, dann gerade weil sie sich gegen den kapitalistischen Geist wenden.) Althamers Sichtweise mag in dieser Hinsicht wie ein dritter Weg wirken. Und dieser wird durchs Reisen geebnet: Das können innere Reisen sein, wie etwa die Trips, die in So-Called Waves dokumentiert werden, oder äußere Reisen, wie in den unterschiedlichen Segmenten von Common Task. Das alles gehört zu seinem langfristigen Experiment, das sich um ständig wechselnde Adressen dreht. Hierbei stellt sich eine Frage: Was für einen Unterschied macht es eigentlich, wenn ein bestimmter Geist die Adresse wechselt? Was passiert zum Beispiel, wenn das Deutsche Guggenheim Unter den Linden die Adresse mit der Plastikfabrik Almech in einem Warschauer Vorort tauscht?
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