|
Bei aller verständlichen Kritik – letztlich ist es geglückt, einen Mittelweg zu finden zwischen ehrlicher Vergangenheitsinspektion und dem Wunsch, den Keil nicht bis zur Spaltung und Paralysierung der eigenen Gesellschaft weiterzutreiben. „Die Täter sind unter uns“, lautet zwar der Titel einer Anklageschrift. Der Autor, Hubertus Knabe, der selbst mit der „Aufarbeitung“ von Stasi-Akten betraut war, hält daran fest, dass viele alte Seilschaften ungestraft davonkamen oder heimlichen Einfluss behalten hätten, und viele informelle Mitarbeiter der Staatssicherheit würden gedeckt oder fänden Unterschlupf in der „Linkspartei“. Dieser Partei gelang 1990 als Nachfolgepartei der Sozialistischen Einheitspartei (SED) der DDR, damals noch unter dem Namen PDS, der Einzug in den Bundestag. Sie ist die jüngste politische Kraft in Deutschland und besonders stark in den fünf neuen Ländern vertreten. Aber auch in den übrigen Ländern ist sie inzwischen in die Landtage eingezogen und war Auslöser dafür, dass sich in Deutschland heute ein Fünf-Parteien-System etabliert hat. Aber auch die Frage nach einer Stasi-Vergangenheit ihrer Mitglieder wird nicht mehr erregt gestellt, sie rückt zunehmend in historische Perspektive.
|