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Diese groteske Überzeichnung des Über-Ich, das zwanghafte Erfüllen von fremden Erwartungen ist ein konstantes Thema in Asli Sungus Werk. Für Ganz die Mutter und Ganz der Vater (beide 2006) bat sie ihre türkischen Eltern, sie jeweils so einzukleiden, wie sie ihre Tochter am liebsten sähen. Es kamen zwei widersprüchliche Entwürfe heraus: Die Version der Mutter glich einem kleinen Mädchen, die des Vaters einer Business-Frau. "Mich interessieren die Erwartungen, und die Fehler und Enttäuschungen beim Versuch, diese Erwartungen zu erfüllen", sagt die Künstlerin, deren zweites künstlerisches Betätigungsfeld zwar anders aussieht, sich aber ebenfalls mit dem Begriff der Repräsentation beschäftigt. Sie versucht in ihrer Malerei, Bild und Bildmotiv zu einer Einheit zu verbinden. "Das heißt: Die Farbe und das, was die Farbe repräsentiert, sollen nicht zwei verschiedene Dinge sein", erklärt Asli Sungu, für die Farbe als Material ihren eigenen Charakter hat: Sie soll nichts weiter als sich selbst zeigen. "Mit diesem Gedanken mache ich jetzt eine Wand, die nur aus Acrylfarbe besteht, sodass die Farbe alleine frei stehen kann."
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