|
Camnitzer: Es hängt im Grunde davon ab, für wen oder wo sie geschrieben wird. Die in den USA vorherrschende Schule der Rezension basiert auf Beschreibung und verfolgt das Ziel, Konsum zu fördern. Aber ich würde sagen, ja, sie sollte eine Erweiterung des Kunstwerks und eine Form von Feedback sein. Ich schreibe in der Regel nur, wenn ich etwas, auf das mich ein Werk hingewiesen hat, näher ergründen will. In dem Sinne fühle ich mich auch nicht wirklich als Besitzer dessen, was ich schreibe. Ich denke, dass in mancherlei Hinsicht der Künstler der eigentliche Eigentümer ist. Ich hätte die Ideen, die bei dieser Form des Schreibens aufkommen können, doch nie selbst gehabt; ich werde also quasi zum Medium. Ein anderer Teil ist die Analyse des Problems, das der Künstler zu eventuell zu lösen versucht – und dabei kann der Rezensent dann Kritik an der Rigorosität der Formulierung äußern oder an der Angemessenheit der Lösungen. In diesem Fall liegt ein Akt der Bewertung vor, der nur dann Gültigkeit besitzt, wenn er nicht von persönlichem Geschmack beeinflusst wird. Letzten Endes ist ein Text über Kunst nur dann interessant, wenn die besprochene Kunst zu einem Ideenproduzenten wird – Ideen, die über die Arbeit hinausgehen und zu Diskussionen oder Wahrnehmungen führen, die eher das System an sich behandeln. Und all das macht einen guten Text zu guter Kunst; das Schreiben ist dann sicherlich ein lohnendes Unterfangen, allerdings nie eine Belohnung.
|