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Das Verhältnis der Anzahl geschlechtsreifer männlicher und weiblicher Individuen einer Population (ASR; adult sex ratio) ist eine grundlegende Variable der Demografie und Populationsbiologie. Aufgrund theoretischer Überlegungen sollte die ASR einen wichtigen Einfluss auf mehrere Aspekte des Fortpflanzungsverhaltens, wie Art und Intensität der Fortpflanzungskonkurrenz, Ausprägung von Geschlechterrollen sowie Muster elterlicher Fürsorge, sowohl bei Tieren als auch beim Menschen haben. Die ASR sollte daher Variation in Paarungssystemen sowohl zwischen Arten als auch zwischen Populationen erklären können. Tatsächlich haben erste vorläufige Studien in verschiedenen menschlichen Populationen gezeigt, dass die ASR vorherrschende Muster der Partnerwahl, ökonomische Entscheidungen, Scheidungsraten, die Häufigkeit von Seitensprüngen, aber auch von Vergewaltigungen und Gewalt gegen Frauen erklären kann. Eine systematische Analyse publizierter Daten über Ursachen und Konsequenzen von Variation in der ASR freilebender Wirbeltierpopulationen könnte daher zu einem umfassenderen und vertieften Verständnis der evolutionären Prozesse beitragen, welche diese Aspekte des Sozialverhaltens bei Tieren und Menschen beeinflussen.
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