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Das Critical Art Ensemble (CAE), eine Fünfergruppe taktischer Medienaktivisten, spezialisiert auf den Umgang mit Neuen Medien, Theorie und Performancekunst, hat seit den 1990er Jahren ein Auge auf Wissenschaft im Dienst von Kapital und Militär. Parallel zu den öffentlichen Interventionen entstehen Flugschriften und Bücher, die beispielsweise Fragestellungen nach zivilem Ungehorsam in elektronischen Netzwerken (Electronic Civil Disobedience, 1996), nach alltäglichem Umgang mit Genmanipulation (Molecular Invasion, 2002) oder dem Einsatz von Mikroorganismen im Waffenarsenal der Militärs (Marching Plague, 2006) untersuchen. 2005 stellte CAE einen Test der britischen Marine im Umkreis der Isle of Lewis von 1952 nach, um zum gleichen Ergebnis wie damals zu kommen: Nämlich, dass mit Pestbakterien kein Schiffsnahkampf auszufechten ist. Zu unkoordiniert verbreiten sich die Organismen im Wind. 2007 setzten CAE in der Wiederaufführung (Target Deception) eines US-amerikanischen Langstrecken-Militärversuchs den harmlosen „Bacillus subtilis“ vom Leipziger Rathausturm, das US-Konsulat ins Visier nehmend, frei. „Die Performance verlief sehr gut: künstlerisch und politisch ein Erfolg, wissenschaftlich ein Desaster“, schloss Steve Kurtz als Mitglied des CAE damals. Diese Aktion wirkte diesseits des Atlantik wie homöopathische Tropfen gegen grassierende Ängste.
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