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«Und das funktioniert?» Diese Frage hört Regisseurin Penny Lane ständig, wenn sie von «Nuts!» erzählt – dabei enthält das Leben von John R. Brinkley, das sie in ihrem Dokumentarfilm erzählt, viel mehr Abenteuer und Pioniergeist als nur den Versuch, durch Ziegenhoden impotenten Männern zu helfen. Im Jahr 1918 eröffnet Brinkley eine Klinik in Milford (Kansas), als ein verzweifelter Patient ihn auf die Idee bringt, seiner Zeugungsunfähigkeit mit Geschlechtsorganen von Ziegen entgegenzuwirken. Für 150 Dollar wagt Brinkley die Operation und beginnt damit seine ebenso viel versprechende wie vielseitige Karriere: Zu seiner medizinischen Tätigkeit kommt 1923, kaum war das Radio entwickelt worden, eine eigene Radiostation hinzu und aus seiner wachsenden Berühmtheit entstehen politische Ambitionen. Als roter Faden durch die Schauplätze und Schaffensphasen seines Lebens ziehen sich die Fragen: Was darf die Medizin, was darf der Mensch? Muss ein Pionier die Gesetze achten und die Moral bedenken – oder zeichnet ihn gerade das Gegenteil aus? Und, natürlich: funktioniert das? Eine solch aussergewöhnliche Lebensgeschichte verlangt nach einer einzigartigen Erzählform. Basierend auf einer Biographie über John R. Brinkley hat Penny Lane mit «Nuts!» eine faszinierende filmische Collage geschaffen: Fotografien aus dem Archiv werden durch gezeichnete Sequenzen in Bewegung gesetzt, Interviews mit Historiker*innen ergänzen Filmaufnahmen aus dem Operationssaal. Für ihr Werk, das in rund acht Jahren Artbeit entstanden ist, hat Penny Lane am prestigeträchtigen Sundance Festival 2016 in der Kategorie des Dokumentarfilms einen «Special Jury Award» für die Montage erhalten. Von Jurys internationaler Filmfestivals und der Kritik gelobt wurde auch die Hoffnung, die der Film in sich trägt und die von der Leinwand strahlt: Möge die Welt etwas absurder sein, als sie uns im Alltag erscheint.
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