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Abschließend eine Anmerkung: charakteristisch für die sizilianische Küche ist die Tatsache, dass das gleiche Gericht in einer reichhaltigeren Version und in einer bescheideneren Version zubereitet werden kann. Man geht also von einer einfachen Grundlage aus, die dann je nach Verfügbarkeit mit ergänzenden Zutaten und Geschmacken angereichert wird. Ein typisches Beispiel ist die bereits zitierte «caponata», die drei verschiedene Zubereitungsstadien aufweist. Am Anfang steht ein Salat aus kleinen Kraken, Sellerie, Auberginen und Tomatensoße in Süßsauer. Doch man kann Kapern, Oliven, bottarga, Schwertfisch, Languste, Artischocken und Spargelspitzen hinzufügen. Und wenn man es noch etwas opulenter schätzt, bedeckt man das Ganze mit einer San Bernardo-Sauce (so genannt nach dem Kloster von Catania, wo die Mönche sich ungewöhnlichen Vergnügungen und Lastern hingaben aufgrund zu großem Reichtums und Naschhaftigkeit) auf der Grundlage von Bitterschokolade, gerösteten Mandeln und Zucker: zum Abschluss eine Dekoration aus hartgekochten Eiern, Garnelenschwänzen und gefüllten Oliven. Dieses barocke Gericht ist reich an übereinandergelegten Geschmacken, typisch für eine überschwängliche Küche und entschieden ungeeignet für jedwede Diät. Dafür ist es ein Triumph für Feinschmecker und jeden, der richtigerweise der Meinung ist, dass das Auge mitisst: hier begeistert sich das Auge noch vor dem Gaumen.
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