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An schlichten weißen Stellwänden werden die Gemälde chronologisch präsentiert. So lässt sich die Entwicklung von Richters Oeuvre unmittelbar nachvollziehen von seinen frühen nach privaten Schnappschüssen und Zeitungsbildern entstandenen, grautonigen Gemälden bis zu den großformatigen Abstraktionen mit ihren leuchtenden Farben. Oder seinen wahrscheinlich beliebtesten Motiven, den verschwommenen Familienbildern und Landschaften, die die Malerei der Romantik in die Gegenwart transportieren. Stadtansichten und monochrome Bilder, große und intime Formate hängen unmittelbar nebeneinander. Ein Hauptwerk Richters ist allerdings nicht in der Neuen Nationalgalerie, sondern einige Kilometer entfernt in der Alten Nationalgalerie zu sehen: Dort wird 18. Oktober 1977 der 1988 entstandene, kontrovers diskutierte Zyklus zum RAF-Terrorismus gezeigt. Die Arbeiten hängen im Schinkel-Saal, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Historiengemälden des 19. Jahrhunderts und Bildern von Caspar David Friedrich, den Richter bewundert. Diese "Auslagerung" entrückt die RAF-Bilder der Sphäre des Politischen, in der sie häufig diskutiert werden. Stattdessen betont der Standort die kunsthistorische Tradition, in der diese Bilder stehen.
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