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Ob Kelleys abgelutschte Salzfigur nun die religiösen Gefühle der erzkatholischen Münsteraner verletzt, ist noch nicht abzusehen. Ein Eklat scheint allerdings unwahrscheinlich. Schließlich ist die Stadt mittlerweile an Kunst im öffentlichen Raum gewöhnt. In den Siebzigern war das noch anders, wie die Gründungsgeschichte der skulptur projekte offenbart: 1973 stellte die Stadt an der Engelenschanze eine Skulptur von George Rickey auf – drei Edelstahl-Quadrate, die an einer Stange im Wind rotieren. Die Arbeit war ein Geschenk der WestLB, die im Gegenzug ein Grundstück für ihren Unternehmensneubau erwerben durfte. Der alte Münsteraner Zoo musste so dem Bankgebäude weichen, was bei der Bevölkerung für einigen Unmut sorgte – der sich auch gegen die geschenkte Skulptur richtete. "Damals war die Stimmung so aufgeheizt, dass die lokalen Zeitungen wirklich gegen die Kunst Rabatz gemacht haben", erinnert sich Kasper König, seit der ersten Stunde Kurator bei den skulptur projekten münster. Um die Debatte wieder zu versachlichen, initiierte damals der Direktor des Landesmuseums, Klaus Bußmann, eine Ausstellung zur Geschichte der modernen Skulptur von Rodin bis in die Gegenwart. 1977 wurde die Info-Schau dann gezeigt – mit einem Ableger im Stadtraum, dem "Projekt-Teil", kuratiert vom damals 34-jährigen Kasper König.
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