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Siggi Weidemann berichtet von einem Historiker-Streit über die Kollaboration der Niederländer mit den Nazis. Der Historiker Ies Vuijsje wirft dem Historiker Loe de Jong, der 1988 ein 28-bändiges Standardwerk über das "Königreich der Niederlande im Zweiten Weltkrieg" veröffentlicht hat, vor, nur Quellen benutzt zu haben, "die den 'Mythos des Nichtwissens' bestätigten, um das positive Bild der Holländer als Volk von Widerstandskämpfern nicht zu beschädigen." Eine der Schlüsselfragen, warum die Niederlande bereits 1943 offiziell für "judenrein" erklärt wurden, bleibe unbeantwortet. "Die Ursachen für die katastrophale Deportationsbilanz, so Vuijsje, seien Gleichgültigkeit und Autoritätsgläubigkeit, eine Polizei, die mit den Besatzern kooperierte, aber auch die Ansicht, dass es mit den Lagern ja nicht so schlimm sein könne. Hinzu kam, dass sich Niederländer professionell an der Jagd nach versteckten Juden beteiligten. Es wurde, und das war einmalig in Europa, ein Kopfgeld von 7,50 Gulden (etwa 37 Euro) für jeden aufgespürten Juden gezahlt."
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