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Und eines Tages, an einem Donnerstag, als mein Vater und meine Mutter in der Stadt waren, kamen sie. In Uniformen, mit Stiefeln, aufgepflanzten Gewehren, mit Pistolen und militärischen Kappen auf dem Kopf. Sie stürmten ins Haus, brüllten in abgehackten Sätzen unverständliche Dinge (ich verstand ja als Kind gar nicht Deutsch), und sofort entstand im Haus ein unbeschreibliches Chaos. Meine Tanten weinten, es weinten auch die Mägde – alles lief kopflos durcheinander, die "Nemci" brüllten dazwischen, und mich erfasste totale Panik, weil meine Eltern ja nicht da waren. Ich versteckte mich, bis sie wieder heimgekehrt waren. Meine Mutter begann dann mit versteinertem Gesicht, uns vier Kinder (der jüngste Bruder Franci war zweieinhalb Jahre alt, meine Schwester Veronika sieben, mein Bruder Andrej fünf und ich selbst sechs Jahre alt) anzukleiden. Einige Säcke wurden herbeigeholt und etwas Kleidung und Ähnliches hineingeworfen. Dann mussten wir – die Eltern, die Tanten und wir Kinder (der Großvater lebte inzwischen nicht mehr, die Großmutter war auf Besuch bei der Tante, ihrer dritten Tochter) – Haus und Hof verlassen. [1] Links und rechts die "Nemci", dazwischen wir, so wurden wir abgeführt, mussten durchs Dorf und weiter zu Fuß etwa zwei Kilometer bis zur Straße. Der rote Autobus, der an der Straße gewartet hatte, brachte uns an einen Ort, an dem viele lang gestreckte, niedrige Holzbaracken innerhalb einer Stacheldrahtumzäunung standen. [2] In einer solchen trafen wir unsere Großmutter mütterlicherseits, eine uralte, gebrechlich zierliche kleine Frau (sie war damals 83 Jahre alt), sie lag in dieser Baracke auf Stroh (wie wir es bei uns zu Hause für die Kühe aufgestreut hatten), neben ihr das jüngste Kind meines Onkels (ein sechs Wochen altes Baby – Maks). Als sie meine Mutter erblickte, sagte sie immer wieder: "Nemci nas nekam vlečejo." ("Die Deutschen schleppen uns irgendwohin.") Ja, und rund um die Baracken waren diese "Nemci", in Uniformen, mit Kappen auf dem Kopf, mit Stiefeln, Gewehren, Pistolen und Gesichtern ohne Lächeln, so böse dreinblickend, wie ich mir die Bösewichte in den Märchen immer vorgestellt hatte. Einer von ihnen fotografierte meine Mutter mit uns, und als er weg war, sagte sie voller Verachtung: "Und im Moment meiner tiefsten Erniedrigung hat er die Unverfrorenheit, mich auch noch zu fotografieren."
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