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Frauen, so sagt man häufig, sind uns Männern allgemein überlegen: Sie sind intelligenter, sie können besser ihre Gefühle zeigen, sie können besser Automobile lenken, besser Geld verwalten, besser kopfrechnen. Sie haben mehr Einfühlungsvermögen und sind multitaskingfähiger. Und sie verfügen über einen weitaus ausgeprägteren Geschmacks- und Geruchssinn. Verglichen mit den Frauen sind wir Männer auf diesem Gebiet, der sogenannten Sensorik, grunzende Tiere, empfindsam und sensibel wie Wesen aus dem Pleistozän. So denkt auch ein befreundeter Architekt, der nicht nur gern große Häuser baut, sondern auch ein großer Bordeaux-Liebhaber ist und als solcher über einen exzellent bestückten Weinkeller verfügt. Der Architekt ist tief überzeugt von der weiblichen Charakterisierungs-Überlegenheit. Das wusste ich, als wir ihn besuchten, und deshalb büffelte ich noch etwas Vokabular, um besser ausdrücken zu können, was ich später empfinden würde: „Ligusterhecke“ prägte ich mir ein, und „Bienenwachs“ und „großer Atem“. All die Worte, die man verwenden konnte, sprach man über Wein. Tief würde ich meine Nase in das Glas tauchen, um dann zu verkünden: „Ahhhh! Lebkuchen, Datteln, ungeheuer maskulin und fleischig, aber mit einem Hauch von Buffalo Bills Ledersattelriemen.“ Obwohl ich nicht sicher war, ob Buffalo Bill je einen Sattel benutzt hatte.
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